Wenn zwei, die sich nicht kennen, ein Projekt starten, dann sind Überraschungen vorprogrammiert.
Angelehnt an das Projekt Kameltage, aber mit eigenen Regeln, stellen Doro von DORO-ART und Bianka von B&W Photographie täglich einen eigenen kurzen Text einem Bild des anderen gegenüber. Da führt der Zufall Regie, denn wir kennen den Beitrag unseres Gegenübers nicht.
Aus der Spannung des aktuellen Blicks auf die Welt, den verarbeiteten Eindrücken, dem aktuellen Gemütszustand und was sonst noch mit hinein spielt, entsteht in der Kombination etwas völlig Neues. Zwei subjektive Kontexte verbinden sich zu einem übergreifenden, der in der Bedeutung verfremdet und neu interpretiert wird.
Date 66

Selbstgemacht. Abgepacktes Glück reizt mich nicht. Zu viele Bedingungen, zu viel Gift für mich. Lieber drücke ich die Hände selbst in den Topf, rühre, knete, forme, rieche. Und lebe mit dem Ergebnis.
Date 65
Kleidsame Kleider. Fünf Häute um uns zu schützen. Aber kleidsame Kleider. Hundertwasser sei Dank. Fühl Dich kleidsam.

Date 64

Schattenflächen. Was ist vorne, was hinten? Mein Blick verliert sich zwischen Tiefgründigkeiten. Wahrheit oder Pflicht, ruft einer aus dem Off. Ich zaudere.
Date 63
Ansichtssachen. In weiter Ferne von Erholung geprägt, entsteht das Verlangen. Idealisierte Motive von kitschig bis schön schreiben und verschicken. Pro und Kontra.

Date 62

Aus dem Off erreichte mich deine Nachricht. Ich bin berührt, weil Freundschaft nicht verschwindet. Nahtlos anknüpfen wird schwer. Doch du bist einen Versuch wert.
Date 61
So fing´s an. Blicke streifen und berühren, fremd und doch so nah. Rote Wangen voll durchblutet, rasend ist das Herz. Silhouette, die verschwindet, Mut sinkt. Frage nach dem Ende.

Date 60

Letzter Einkauf. Leicht angespannte Gesichter zwischen Käsetheke und Kühlregal. An der Kasse lange Schlangen. Ein Mann räumt Platz frei für meine Waren. Ich lächle und sage: Wir sind doch nicht auf der Flucht. Ein Blick, ein Grinsen. Tag gerettet irgendwie.
Date 59
Wachsweich. Dem Druck nachgebend, Ideen im Kopf. Kein Widerstand spürbar, lustvoll formbar wie Knete. Das Frühstücksei bitte hart gekocht.

Date 58

Babypopoweich. Der Körper so sanft und anschmiegsam. Die Finger sinken ein in deinem elastischen Laib. Du bist Genuss pur und ein Anker in meiner Küche. Morgen früh werde ich dich mit allen Sinnen genießen. Ich freue mich.
Date 57
Den Vogel abgeschossen. Knusprig braun gebraten, innen saftig und weiß. Liegt sie da, die Gute. Kommt alle schnell zu Tisch. Guten Appetit!

Date 56

Trotzkopfkind. Wütend mit dem Fuße stampfend, nicht dein Bier, nicht hier. Erwachsen werden tut ganz schön weh. Allen.
Date 55
Zu wenig Sahnetorte. Pure Lust auf Genuss. Kragen, Anzug, Gürtelschnalle – sitzt. Kleid, Schuhe, Tasche – passt. Pure Lust auf Genuss. First Date.

Date 54

Weihnachtskater. Miau, sagt er und kratzt von innen an meinem Schädel. Schwarze Katze bringt Glück, wenn man ihr den Rücken zudreht. Der Rest guckt nach vorne und hofft.
Date 53
Einfach abschalten. Gehe nicht ins Gefängnis. Gehe direkt über AUS. Ziehe keine Probleme an. Besinn Dich auf Dich selbst. Stille.

Date 52

Nudelbiss. Heiß, dampfig sanft, saucenhaftend. Glück auf Tellern, handgeknetet. Genascht wird zwischendurch, der Biss muss stimmen. So wie überall. Labbrig sein kann doch jeder.
Date 51
Last minute. Was für den einen die Pünktlichkeit, ist für den anderen die letzte Minute. Tannen pudrig weiß beschneit. Kommt einer schnell herangeeilt. Zum Besten kommt immer der Schluß.

Date 50

Fülle. Holz und Wolle, Papier und feiner Stahl. Ich schwelge in handgemachter Schönheit, lasse Finger über spiegelblank Poliertes gleiten. Widerstand ist zwecklos. An der Kasse leert sich mein Geldbeutel. Ausgleich irgendwie.
Date 49
Freie Farben. Laufen, wohin sie wollen; fließen, wohin der Weg sie führt. Alles überstrahlend, Ton in Ton harmonisch sein. Kräftig sanft dahingehaucht. Mehr als nur bedeuten – sein.

Date 48

Abendspaziergang. Der Hund zieht, warme Luft und feuchter Sprühregen auf meinem Gesicht. Das Wetter schlägt um. Ich lasse die Handschuhe in den Taschen, nehme die Mütze ab und schließe für einen Moment die Augen.
Date 47
Raue Schale weiches Innere. Altrosé, fast stachelig, krustig rau und doch ganz dünn. Klebriger Saft läuft beim Schälen die Finger hinab. Verheißungsvoller Duft verströmt. Noch schnell vom Kern gewickelt. Fest, saftig, süß – Litschi!

Date 46

Einkaufswagen. Darf ich wagen, in dieser Zeit, einzukaufen? Mir wird bang vor vollen Gängen und Mitmenschengewusel. Ärgerliche, ja wütende Gesichter überall. In meinem Ohr wurmt ein fröhliches Lied. Der Sohn erzählt einen Witz. Wir lachen gemeinsam den Stress von der Haut.
Date 45
Ausgezeichnet. Der Applaus tosend, der fallende Vorhang samtdunkelrot. Die letzte Verbeugung vorbei, eine phantastische Aufführung. Das Preisschild baumelt an der Seitennaht des Kleides, hüfthoch.

Date 44

5, 4, 3, 2, 1. Rückwärts zählen hilft. Der Bruder hatte ein Maßband für die letzten 150 Tage Bundeswehr. So viel ist es nicht mehr.
Date 43
Umschlagen bitte. Spaziergang am Meer, den Blick in die Ferne gerichtet, dorthin wo sich der zartblaue Himmel und das unruhige Meer berühren. Die Zehen graben sich tiefer und tiefer in den körnigen Sand. Seite für Seite nimmt die Geschichte ihren Lauf, ungeduldige Augen eilen über das Papier. Wenn das Wasser steigt, werden die Hosen nass.

Date 42

Sonnenschein. Funkerglitzersterne, Atem ist wie Rauch. Dicke Socken drücken in knarzig warmen Stiefeln. Jetzt fehlt nur noch Schnee.
Date 41
Haken dran. Gummi nicht ganz bis zum Hals, das glatte Material in Wellenbewegungen an den Körper gepresst. Haken an der Leine. Nichts gefangen. Haken dran.

Date 40

Weihnachtsmarkt. Sternenglanz und Dexterkuh. Das Kalb hätte ich klauen mögen, genau wie die Esel. Ich wünsche mir einen Bauernhof. Zu Weihnachten.
Date 39
Von den Socken. Was gibt es von der Fußbekleidung zu berichten? Meist treten sie als Paar in Erscheinung, sind knöchellang plus/minus, gestrickt mit Bündchen, passen farblich bestenfalls zur Kleidung und Schuhwerk, werden gelegentlich geruchstechnisch diskreditiert. Nichts Neues, wir sind von den Socken.

Date 38

Laubflocken. Der Mann fegt – schwarz gekleidet – sorgfältig gelbe Blättchen auf. Die Birke neben ihm lacht – und schüttelt sich.
Date 37
Drunter und Drüber. Selbst wenn manchmal der Tag im Chaos endet, sind für Layerlook unterschiedliche Längen ein Muss. Zwiebelprinzip.

Date 36

Plätzchenduft. Katapult in die Kindheit nebst Rumaroma. Ist die Flasche halb leer oder halb voll? Egal, ich trinke sicherheitshalber noch einen Schluck.
Date 35
Vorgeknöpft. Die Knöpfe holzbraun, die Kuscheljacke türkis, wie rauschendes Meer. Aber vorgeknöpft. Falsch verschlossen kann es peinlich sein, wenn eine Seite länger ist.

Date 34

Lichtsammler. Linsen rund, gewölbt und seidig glatt malen kopfstehende Bilder. Wissenschaft und Kunst. Meine Welt.
Date 33
Abscheulich. Wie ist es dazu gekommen. Stellt sich die Frage. Was wurde übersehen. Stellt sich die Frage. Wie wichtig ist die Meinung. Stellt sich die Frage. Für Dich. Das Letzte. Ende.

Date 32

Reife. Manchmal kommt sie früh, manchmal spät. Oder das System versagt. Ich atme durch, atme tief und lasse geschehen. Ein gutes Gefühl.
Date 31
Mitgehört. Erst sperren Sie mich ein, dann werde ich unter dem Tisch traktiert, dann verlangen Sie sowas von mir, was wird noch alles kommen. – Sie werden es erleben. Bis Hannover fällt mir schon noch was ein. – Zacki nochmal – es sind acht tausend siebenhundertachtundfünzig per Ersten Zwölften. Fahrkartenkontrolle.

Date 30

Wege. Kreuz und quer, bergauf und hinab, kreuzend, verschlungen und sandig tief. Am Ende kommt man da an, wo man hingehört.
Date 29
Ampel im 3/4 Takt. Viele Herzen schlagen so. Auch dieser Ampel ist es gegeben exakt 3 1/2 Fahrzeugen kein Rot zu zeigen, oder einem Taxi, einem Bus und einem Fahrrad. Grad wie es kommt. Aber sicher ist, es wird wieder grün.

Date 28

Remember, when we were young, we shine like the sun. Spätberufener Fan. 15 Minuten gehen immer. Herzplatzen inklusive.
Date 27
Warten kann wunderbar sein. Das Leben ist bunt, die Begegnungen sind spannend, so viele Eindrücke erzählen Geschichten. Aber Warten kann wunderbar sein. Wenn nur das Wort Geduld nicht so strapaziert würde.

Date 26

Atmen. Einatmen. Ausatmen. Der Schmerz atmet mit. Ich lache pflichtschuldigst und drehe die Musik laut.
Date 25
Buntseherei. Schwarz ist eine Farbe. Auch wenn es gemeinhin heißt, Schwarz ist keine Farbe, so bin ich immer wieder fasziniert von den vielen Facetten und Schattierungen in Schwarz. Setz die rosarote Brille auf!

Date 24

Gerade Strecke. An schlechten Tagen führt sie geradewegs in den Himmel. Heute schien die Sonne. Seelentröster immerhin. Kurven sind mir lieber.
Date 23
Blickundichte. Wenn doch alles so einfach wäre wie bei Strümpfen und Strumpfhosen, dann könnte man an DEN (Denier) Zahlen messen, wie transparent man ist. Ein Hauch von Nichts.

Date 22

Schneckentempo. Es geht voran. Schritt für Schritt. Fortbewegung ist Illusion von hinten.
Date 21
Kartenhaus. Schritte, die der Teppich in braun dämmt. SteckerausDoseziehgeräusch, unverkennbar. Rotes Standbylämpchen in der Dunkelheit. Lichtstreifen unter der Tür. Wach. Nachtgastromantik.

Date 20

Einkaufen. Zielloses Umherirren zwischen neu gestalteten Gängen. Ich suche und finde Lachen und Blödsinn. Der Ricotta ist ausverkauft.
Date 19
Soviel Zeit muss sein. Die Zeit vergeht immer. Schneller. Wir haben alle gleich viel Zeit, aber jeder hat keine Zeit. Soviel Zeit muss sein.

Date 18

Sonnenschein. Eisiger Wind kommt von Norden. Kalte Luft lässt mich laufen und jauchzen. Winterkalte Finger prickeln.
Date 17
Erlebnis Landschaft. Der See liegt still, das Wasser fließt. Die Sonne gelb, der Himmel blau. Grün die Hügel, wie Wackelpudding. Aber der Baum steht still, das Blatt fällt. Erlebnislandschaft.

Date 16

Brutzelheiß. Blubbernder Kürbis und fettspritzende Hähnchenstücke. Duft durchzieht die Küche. Hungrige Nasen versammeln sich um den Esstisch.
Date 15
Hast Du gesehen? Sieht fast so aus. Überraschende Ähnlichkeit. Vertrautes Erkennen und doch so fremd. Begegnung mit mir.

Date 14

Lichtblicke. Licht fällt durch Linse auf den Film. Umgedrehte Welt, kleine Ausschnitte. Sehenswerter Blickpunkt.
Date 13
Am Morgen. Schaumig wie Wellen am Strand. Tief einatmen… und ausatmen… Der Duft von Salz dringt in die Nase. Ei geschüttelt nicht gerührt – Eierpfannkuchen.

Date 12

Spaziergang. Menschen pendeln über Waldwege. Auszeit vom Alltag, Bewegung und Nervenbalsam für mich. Würziger Kiefernduft erinnert an Kindheitsbadetage.
Date 11
Schritte gehen. Kann es sein, dass ich das Ziel nicht kenne, herrlich leicht in meinem Takt, ich stetig vorwärts renne. Herzangelegenheit.

Date 10

Eichenlaub. Leise rieselt es auf den Boden. Abschied liegt in der Luft. Bis bald.
Date 09
Stilfrage. Knopflöcher sind nahtumrandete Löcher im Stoff, hier Hemd. Anlässlich nutzt der stilsichere Mann Manschettenknöpfe. Opernvorfreude pur.

Date 08

Baumarktbesuch. Angefangene Projekte liegen in der Luft. Einsame karierte Männer irren zwischen Regalen. Einkaufszettel abgearbeitet, alles wird teurer.
Date 07
Samstagabend. Der Couchtisch gedeckt, die Kissen auf dem Sofa verteilt. Das Wetter läuft noch, dicke Socken an den Füßen. Zwanzig Uhr fünfzehn, der Film geht gleich los. Pantoffelkino.

Date 06

Klare Sicht
Nebel heben sich. Sonnenlicht malt Funkelstein.
Träne spült mich frei.
Date 05
Blätter. Alle Blätter fallen. Schau dich um, überall Papier!

Date 04

Augenblicke. Lächeln, gucken, quatschen. Lange nicht gesehen und sofort zutiefst erkannt.
Date 03
Mundraumgefühl. Hochrote Wangen, ich bin nicht erkältet, es ist scharf. Suppe tröpfelt vom Löffel wie Regen an die Scheibe. Der Wind pfeift. Novembertag.

Date 02

Auswahl. Ich nehme an und lehne ab. Jede Entscheidung formt meinen zukünftigen Weg. Umkehr ist unmöglich.
Date 01
Birnenzeit. Auch wenn ich bedauere, dass es abends so früh dunkel wird, ist es erhellend, wenn die Lichter leuchten.

Doro
Bianka